Heute geht es ausnahmsweise mal nicht um unseren Fliegenden Oberförster, sondern um seinen Mitstreiter Hermann Wölfert und irgendwie auch um einen alten Bekannten und Freund: Wölferts Urenkel Günter Schulz, der schon oft bei uns in Grüna war.
Günter hat seit Jahrzehnten das Leben und die Arbeiten Baumgartens und Wölferts erforscht und dazu recherchiert. Viel Wissen haben auch wir in Grüna seiner Arbeit zu verdanken. Er hat das Gedenken an Wölfert und somit auch an Baumgarten an vielen Orten erweckt und gefördert; hauptsächlich durch Günter Schulz entstand eine Luftschiff-Tradition in Wölferts Geburtsort Riethnordhausen und im Wohnort seiner Kindheit, Schönfeld bei Artern, östlich des Kyffhäusers. In Berlin-Tempelhof, wo Wölfert 1897 tödlich verunglückte, gibt es seit 1930 eine Wölfertstraße – und eine solche, so Günters Wunsch und Traum, sollte es auch in Schönfeld geben.
Nur wird in einem 200-Seelen-Dorf (kein Schreibfehler, sowas gibt es wirklich noch) nicht so oft eine neue Straße gebaut. Aber jetzt, mit der Planung eines neuen Gewerbegebietes, bestand die Chance dazu. Wir erhielten in Grüna das Kirmesprogramm für den 27. bis 29. September mit Straßenbenennung und Luftschiffstart. Da sollten wir schon dabei sein – kommt denn Günter auch?
Erst jetzt erfuhren wir, daß er bereits im März verstorben ist. Er lebte in Rottweil am Neckar, zuletzt ganz allein, und hatte keine Kinder. Es war für mich keine Frage, ihn in Schönfeld mit einem Bildervortrag über Wölfert und Baumgarten zu vertreten.
Einen großen Wölfert-Zweig gibt es unter den Schönfelder Einwohnern noch immer, wenn auch zum Teil mit anderen Namen. Dazu gehören die frühere Bürgermeisterin Sonja Helm und ihr Sohn Tobias (im Bild bei der Straßeneinweihung), der heute Ortsvorsteher ist. Mit beiden hatte Günter Schulz oft Kontakt; gemeinsam organisierten sie im Jahr 2000 eine Wölfert-Gedenktafel am Dorfgemeinschaftshaus, der früheren Dorfschule von Schönfeld. Zu dem feierlichen Akt war auch Christine Vieweg vom damaligen Kulturbüro Grüna zugegen.
Die feierliche Enthüllung des Straßenschildes fand am Sonnabend, dem 28.9., um 11 statt, irgendwo im Nirgendwo bei ziemlich kaltem Wind. Dann gab es ein kleines Familientreffen bei Helms zu Hause, wo auch Gerolf Wölfert mit Frau Andrea aus Bad Salzuflen zugegen waren. Beide waren bei uns in Grüna zum „Urenkel-Treffen“ im Mai 2022, und an diesem Tag gab Gerolf an Günter das Versprechen, sich um das Wölfert-Erbe zu kümmern, auch wenn er kein Nachfahre des Luftschiffers ist, sondern einem parallelen Familienzweig entstammt.
Der Vortrag fand vor etwa 25 Zuhörern in einem wunderschön sanierten winzigen Kirchlein statt, gleich neben dem Kirmesgelände. Überhaupt ist Schönfeld ein sehr hübsches Dörfchen. Gleich dahinter fließt die Unstrut, und ein wenig scheint die Zeit hier stehengeblieben.
Was der Wind am Sonnabend noch nicht erlaubte: Am Sonntag startete dann auch das bestellte Heißluft-Luftschiff zu mehreren Fahrten und zu Ehren unserer Luftschiff-Pioniere.
Nun hoffen wir, daß sich auf dem vorbereiteten Gewerbegelände bald die ersten Firmen ansiedeln und den Namen „Dr.-Wölfert-Straße“ mit Leben erfüllen.
Auf jeden Fall hat diese Veranstaltung das Bewußtsein nicht nur für die Luftschiffpioniere Baumgarten und Wölfert wieder einmal gefördert, sondern auch für die dadurch bestehende Verbindung zwischen Grüna/Sachsen und Schönfeld/Thüringen.
Fritz Stengel, Heimatverein Grüna e.V.
Mitglieder des Heimatvereins haben eine neue Bank am Waldrand zwischen Pleißaer Straße und Röhrsdorfer Straße aufgestellt. Finanziert wurde die Bank durch eine Spende der Kaffeerösterei Wüstenbrand. Die schöne Aussicht auf Grüna und der Blick auf das Erzgebirge laden hier Spaziergänger und Wanderer zu einer Ruhepause ein. Vielen Dank an Steffi Kujawski, Inhaberin der Kaffeerösterei, für die Finanzierung der in Handarbeit hergestellten Bank.
Dank auch an Thomas Reichel, der sich nicht zweimal fragen ließ und den Transport der Bank direkt vom Hersteller bis zum Aufstellort am Waldrand übernahm.
Auch der neue Antrieb unserer Pyramide vor dem Grünaer Rathaus wurde durch die Kaffeerösterei Wüstenbrand finanziert. Der alte Keilriemen und das Lager der Welle waren über die Jahre mehr als verschlissen. Dank auch an Ronny Bernstein und seine Mitarbeiter der Firma BMF für die Fertigung des neuen Lagers.
Am 12.11. kamen dann einige Mitglieder des Heimatvereins zusammen, um das neue Lager in die Pyramide einzubauen. Der komplette Aufbau der Pyramide erfolgte später, aber noch rechtzeitig vor dem Anschieben der Pyramide am 30. November.
Jens Bernhardt, Heimatverein Grüna e.V.
Dieser Artikel stammt aus dem Ortschaftsanzeiger Grüna / Mittelbach Dezember 2024